Kokain

Kokain

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Ko|ka|in [koka'i:n], das; -s:
(als Betäubungsmittel und als Rauschgift verwendete) Stickstoffverbindung aus den Blättern des Kokastrauchs:
Kokain schnupfen.
Syn.: 2 Koks (Jargon), Schnee (Jargon).

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Ko|ka|in 〈n. 11; unz.〉 in den Blättern des Kokastrauches enthaltenes Alkaloid, ein Betäubungs- u. Rauschmittel, das die Erregungsleitung in den Nerven unterbindet; oV Cocain; Sy 〈umg.〉 Koks2 [→ Koka]

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Ko|ka|in Cocain.

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Ko|ka|in , das; -s:
(als Betäubungsmittel u. als Rauschgift verwendetes) Alkaloid aus den Blättern des Kokastrauchs:
K. schnupfen.

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Kokain
 
das, -s, Cocain, aus den Blättern des Kokastrauchs gewonnenes oder (seltener) synthetisch hergestelltes Tropanalkaloid, chemisch der Benzoesäureester des Methylecgonins. Reines Kokain bildet farblose, bitter schmeckende Kristalle, die mit Säuren gut kristallisierende, wasserlösliche Salze (z. B. Kokainhydrochlorid) bilden.
 
Kokain ist eins der gefährlichsten und verbreitetsten Rauschmittel. Es wird (in der Regel als Hydrochlorid) geschnupft oder injiziert oder als »Crack« (mit Backpulver und Wasser vermengtes, zu Klümpchen verbackenes Kokain) geraucht. Die (nur kurz anhaltende) Wirkung ist abhängig von der Art der Einnahme; in kleinen Mengen injiziert oder geschnupft, steigert Kokain innerhalb von wenigen Minuten die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit, vermindert Hunger, Durst und Müdigkeit. Größere Mengen erzeugen durch Erregung des Zentralnervensystems Wohlbefinden (Euphorie), Gedankenreichtum, Rededrang, Ideenflucht. Bei fortgesetzter missbräuchlicher Anwendung führt Kokain zu körperlichem Verfall mit Abmagerung, gesteigerter Infektanfälligkeit und vorzeitiger Vergreisung sowie zu Schlaflosigkeit, Wahnvorstellungen und schizophrenieartigen Psychosen (chronische Kokainvergiftung, Kokainismus). Folgen des Schnupfens von Kokain sind die Zerstörung der Nasenschleimhäute und Verlust des Geruchssinns. Als Crack geraucht, tritt die Wirkung von Kokain innerhalb von Sekunden ein. Bei oralem Gebrauch wird Kokain im Verdauungstrakt u. a. zu Ecgonin hydrolysiert, das keine euphorisierende Wirkung mehr hat.
 
In Verharmlosung seiner Gefährlichkeit galt Kokain lange Zeit als Modedroge, die keine körperliche Abhängigkeit (und somit auch kein Entzugssyndrom bei Entzug) wie das Heroin auslösen sollte. Nach neueren neurologischen Untersuchungen stört Kokain die Funktion der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, indem es deren reguläre Inaktivierung nach der Impulsübermittlung verhindert. Außerdem scheint fortgesetzter Gebrauch von Kokain (oder Crack) eine Verknappung dieser Neurotransmitter zur Folge zu haben, was dazu führt, dass die angestrebte Euphorie im Rausch nicht mehr erreicht wird, sondern Kokain notwendig ist, um die sonst auftretenden tiefen Depressionen zu vermeiden. Angesichts dieser Erkenntnisse ist die Vorstellung von der Entwicklung einer »nur psychischen Abhängigkeit« bei Kokainkonsum sehr umstritten. Das Suchtpotenzial von Kokain wird mittlerweile vielfach als genauso hoch wie das des Heroins eingeschätzt, und von (dem im Vergleich zu Kokain billigeren) Crack ist bekannt, dass es so schnell süchtig macht, dass die meisten Erstverbraucher zu Dauerkonsumenten werden.
 
Kokain wurde von dem Apotheker F. Gaedcke 1855 entdeckt und um 1860 von A. Niemann als kristalline Substanz aus Blättern des Kokastrauchs isoliert. Es war das erste bedeutende Lokalanästhetikum, wird heute jedoch nur noch sehr selten therapeutisch angewandt. Kokain wurde chemisch-strukturelles Vorbild für viele synthetische Lokalanästhetika (u. a. Procain, Lidocain), denen die suchterzeugende Wirkung fehlt. Obwohl bereits um die Jahrhundertwende die mit dem Kokain verbundene Suchtgefahr erkannt wurde, kam es in den 1920er-Jahren v. a. in Künstler- und Intellektuellenkreisen zu einer »Kokainwelle«, der seit den 60er-Jahren - zunächst in den USA, in neuerer Zeit auch in Europa - eine zweite folgte. Abgesehen von dem sich verstärkenden Drogenproblem in den westlichen Industriestaaten (Rauschgifte), erweisen sich die durch den Anbau des Kokastrauchs sowie die Kokainerzeugung und den Kokainhandel geschaffenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen für die betroffenen Länder zunehmend als ernste Bedrohung (Bolivien, Wirtschaft; Kolumbien, Wirtschaft und Geschichte; Peru, Wirtschaft).
 
Die Zahl der Erstkonsumenten von Kokain wuchs in Deutschland in den 90er-Jahren kontinuierlich; somit hält der Trend an, dass Erstkonsumenten harter Drogen verstärkt zu Kokain (und auch zu synthetischen Drogen) greifen. Weltweit war in den 90er-Jahren der regelmäßige Kokainkonsum vornehmlich in hoch industrialisierten Ländern, insbesondere in den USA, unter rd. 10 Mio. Menschen verbreitet. Die Zunahme der sichergestellten Mengen an Kokain zeigt, dass nach Sättigung des Marktes in den USA nun Europa als Kokainmarkt erschlossen wird. Allein in Deuschland stellten Zollfahnder 1999 1,5 t Kokain sicher.
 
Nachgewiesen werden kannKokain mit den üblichen analytischen Methoden. Außer in Körperflüssigkeiten kann es interessanterweise auch noch längere Zeit nach Einnahme in den Haaren gefunden werden.
 

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Ko|ka|in, das; -s: (als Betäubungsmittel u. als Rauschgift verwendetes) Alkaloid aus den Blättern des Kokastrauchs: K. schnupfen; Vor der Premiere gibt Otto mir K., weil ich so aufgeregt bin (Kinski, Erdbeermund 122).

Universal-Lexikon. 2012.

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